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PRODUKTIONEN

 
 
FRISCH GELESEN!

In der Lesereihe FRISCH GELESEN! werden vier ausgewählte Werke aus den Programm des Deutschen Theaterverlags Weinheim in Form einer szenischen Lesung inszeniert.

PlakatLesereihe

Cello - oder Du und Ich

Fremdes Leben

Bobby

Gnadentod

 

Was bewegt ein Amateurtheater, sich mit szenischen Lesungen zu beschäftigen, wo doch immer alle auf die Bühne wollen, in Rollen schlüpfen, ihre verdeckten Seiten ausleben oder wenigstens neu erfahren? Genau das! Denn die Arbeit an einer Rolle in einer szenischen Lesung unterscheidet sich nur wenig von der Arbeit für eine komplette Bühnenrolle. Was wegfällt sind v.a. langwieriges Textauswendiglernen, immer wiederholende Einstudierungen von Gängen, Handlungen, das Gewöhnen an und der Einsatz von Kostümen und Requisiten. Aber es bleibt genug. Der Text muß dennoch verstanden, durchdrungen, also beherrscht werden. Die Figur muß erarbeitet, subtextiert und in Bezug zu den anderen Figuren und zum Stück gesetzt, lebendig werden. Mimik und Gestik als wesentliche schauspielerische Ausdrucksmittel bleiben einsetzbar, ja werden sogar in gewisser Weise betonter, da die Konzentration der Zuschauer zunächst auf der Sprache liegt, auf dem Hören, aber im Gegensatz zum Hörspiel das Publikum den lesenden Schauspieler dennoch sieht, beobachtet und – erstaunlicher Weise – nach und nach als die Rollenfigur wahrnimmt.

Für jeden Lesenden ist die Anforderung also hoch, die Sprache muß stimmen, genau gearbeitet sein. Die Mitwirkung an einer szenischen Lesung ist daher für jeden Amateurschauspieler ein Risiko und eine Schule zugleich, eine echte Herausforderung. Dasselbe gilt für den Regisseur. Gewohnt für das Theater Bilder zu entwickeln, muß er sich den Besonderheiten der Lesung anpassen. Rhythmus, dramaturgische Klarheit, Rollenarbeit stehen im Zentrum und verdichten das Anforderungsprofil nicht unerheblich.

Eine szenische Lesung könnte man so als Konzentrat einer Bühneninszenierung betrachten, der Ablauf folgt denselben dramaturgischen Grundsätzen.

Weitere Gesichtspunkte treten hinzu, teils rein pragmatischer Natur. Viele unserer SchauspielerInnen im Ensemble müssen aus beruflichen, familiären oder anderen Gründen immer wieder auf die Übernahme von Rollen verzichten, obwohl sie leidenschaftlich gerne schauspielern. Die Mitwirkung an einer szenischen Lesung kann diese Phasen überbrücken. Schauspielerische Arbeit ist gefragt, aber der zeitliche Aufwand ist nicht nur kleiner, sondern auch besser individualisierbar, sprich: man kann sich die Arbeit an seiner Rolle besser einteilen, viel unter Anweisung und Führung der Regie zu Hause erledigen, bevor das Ganze wieder zusammen geführt wird zur Aufführungsreife. Wo für die von vielfachen technischen, koordinierenden und fixierenden Erfordernissen geprägten Bühnenproben für ein abendfüllendes Stück um die 80 Probentermine benötigt werden, reichen für die Vorbereitung einer szenischen Lesung bei entsprechender Planung und guter Koordination oft schon fünf oder sechs gemeinsame Proben.

Lesungen selbst sind aber auch noch aus anderen Gründen interessant. In einer Welt, die von Bildern überflutet wird, rückt die Sprache, das Formulieren, Kommunizieren und das Hören, das Zu-Hören im Alltag oft ins Abseits. Die Feinheiten unserer eigentlichen Kommunikationstechniken sind für Akteure und Publikum in einer Lesung aber wieder konzentrierter erfahrbar. Wir sitzen vor Computern, Bildschirmen, Webcams und verlernen mehr und mehr uns direkt sprachlich auszudrücken, Emotionen zuzulassen, auszudrücken und direkt wahrzunehmen. Jeder Theatermacher weiß, daß ein und dasselbe Stück bei jeder Aufführung anders sein wird, Raum, Publikum, Konstitution der Spieler, Zeit, Atmosphäre spielen immer mit und bedingen sich. Jeder Moment stirbt real auf der Bühne im Moment seiner Geburt, ist einmalig und nicht exakt wiederholbar, dadurch aber auch gleichermaßen ewig, wie flüchtig. Lesungen unterscheiden sich in diesem Sinne nicht vom sonstigen theatralen Erlebnis.

Wenn Amateure lesen wird die sprachliche Ausdruckstechnik nicht immer das Niveau von „professionellen“ erreichen können. Aber das Qualitätsmerkmal von Amateurtheater einer hohen Identifikation mit der Rolle, die Authentizität der Figurendarstellung und das Einbringen realer Lebenserfahrungen bleibt gleichwohl erhalten.

Viele gute Gründe sich auf dieses Abenteuer einzulassen, fanden wir.

Die Gelegenheit ergab sich, wie oft, durch „Zufälle“. Unser Ensemble spielte aus Jux anlässlich der Geburt eines Kindes einer unserer Schauspielerinnen eine Märchen-CD ein und stellte fest, daß dies nicht nur schwieriger war, als gedacht, sondern auch spannend, lehrreich, hilfreich und vor allem Spaß machte. So etwas wollten wir wieder einmal machen. Auslöser war jedoch eine „zufällige“ Begegnung eines unserer Regisseure mit der Geschäftsführerin des Deutschen Theaterverlages Weinheim (Tochter des S. Fischer-Theaterverlages) bei einem Theaterverbandstag. Man trank einen Kaffee miteinander, sprach über dies und das und plötzlich war die Frage im Raum, wie eigentlich neue Autoren, die noch keiner kennt, ihre Stücke bekannt machen könnten. Und schon war die Idee der Lesereihe manifest.

Verlags- und Autoreninteresse verbanden sich plötzlich mit Produktionsinteressen. Nach nur kurzer Zeit der Abklärung war die Reihe beschlossen. 1098 stellt Schauspieler, Regisseure und organisiert das Ganze. Der Verlag bot neue Stücke zur Auswahl an zu günstigen Konditionen. Von sieben angebotenen haben wir nach mehreren Leserunden im Ensemble vier ausgewählt, die Sie in unserer - im Amateurbereich in Deutschland wohl erstmaligen - Lesereihe nun im nächsten halben Jahr präsentiert erhalten werden.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß, gemeinsam mit uns intensive und auch diskussionswürdige Erfahrungen mit dieser Reihe und den Stücken!

 

 

 

  

 

 

 

 



KARTEN

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VORFÜHRUNGEN

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